Eine Freundin erzählte vor kurzem begeistert von einem Buch, in dem vier Orte vorkommen: das Zuhause, der andere Ort, der fremde Ort und der Lieblingsort. Ich habe mich daraufhin gefragt, ob es einen Ort gibt, den ich als Lieblingsort bezeichnen würde.
Es gibt ihn und er ist sogar in erreichbarer Nähe. Ich muss mich nur aufs Rad setzen. Am schönsten ist es an einem heißen Tag am späteren Nachmittag. Die Sonne steht schon etwas tiefer und die Luft ist nicht mehr ganz so warm. Ich radele auf von Bäumen umsäumten Straßen langsam aus der Stadt, an Schrebergärten vorbei, über stark befahrene Kreuzungen und schließlich durch ein großes Wohnviertel, in dem ich früher mal gewohnt habe. Langsam lässt der Verkehr nach. Spätestens nachdem ich das große Bahngelände überfahren habe, bin ich nicht mehr richtig in der Stadt, aber auch noch nicht auf dem Land. Ich fahre durch ein grünes Schutzgebiet, danach sind die Häuser noch mehrstöckig, aber deutlich kleiner. Es gibt mehr Gärten, mehr Bäume. Dann kommt der erste See.
Er ist nicht sehr groß und ich kenne ihn gut. Als die Kinder klein waren und ich nicht so weit mit ihnen gehen konnte, bin ich oft dort gewesen. Der Parkplatz am See ist jetzt voll. Es riecht mehr oder weniger lecker nach Gegrilltem. Durch die Büsche am Radweg kann ich Jungen Fußball spielen und Erwachsene auf Klappstühlen sitzen sehen. Ein Mädchen steht im seichten Wasser mit einem roten Plastikeimer in der Hand.
Ich lasse den See rechts liegen, fahre an einem Skatepark vorbei und in einen Stadtteil hinein, der mehr Dorf als Stadt ist. Links stehen große Bauernhöfe. Sie erinnern mich an die Bauernhöfe meiner Kindheit. Diese Höfe sind jedoch viel größer. Ich radele weiter: an mehreren kleinen Läden vorbei, an zwei großen Lokalen, an einem Denkmal für Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. Hier könnte ich abbiegen zu einem anderen See.
Aber ich habe keine Lust, obwohl ich diesen See mag. Es ist der See, zu dem ich frühmorgens mit meiner älteren Tochter gefahren bin, um einen Sonnenaufgang zu erleben. (Wir waren beide enttäuscht. Am Meer war es viel eindrucksvoller.) Es ist der See, in dem ich vor kurzem erst abends mit einer Freundin geschwommen bin. Ihr ging viel im Kopf herum. In der Dämmerung mit dem Blick aufs Wasser fiel es ihr leichter davon zu erzählen. Während wir uns unterhielten, hörten wir Leute rhythmisch klatschen und ab und zu Kinder singen. Am Ufer gegenüber loderten Grillfeuer und dichte, graue Qualmwolken zogen durch das Laub der Bäume nach oben. Hinter uns zirpten Grillen. Ich mag diesen See, aber ich will weiter.
Ich kreuze die letzte stark befahrene Straße und ab jetzt treffe ich nur noch selten auf ein Auto. Ich radele an einem winzigen Bach entlang, an einer Reihe großer alter Weiden. Nachdem ich unter einer Brücke hindurchgefahren bin, bin ich auf dem Land. Links von mir gibt es nur noch Bauernhöfe und einzelne Familienhäuser, rechts sind Felder. Getreide und Kartoffeln. Der Weizen wird gerade abgeerntet. Auf manchen Feldern stehen nur noch goldgelbe Stoppeln. Ich spüre den warmen Wind auf meinem Gesicht und fahre nun zwischen Feldern entlang bis zu einem kleinen Fluss. Nach der kleinen Brücke dürfen keine Autos mehr fahren. Dafür kommen mir immer wieder Radler entgegen. Sie haben eingerollte Handtücher auf dem Gepäckträger, fahren nebeneinander und unterhalten sich. Rechts neben mir steht der Mais höher als ich ihn hier jemals gesehen habe. Ich radele schneller, denn ich weiß, ich bin gleich da. Nur noch die kleine Anhöhe hoch und dann nach links abbiegen. Da liegt er. Mein Lieblingssee. Er ist nicht groß, aber sein weißer Sand lässt das Wasser türkisblau leuchten. Während der Sommermonate gibt es in der Mitte eine kleine Badeinsel. Manchmal ist sie rappelvoll mit Kindern und Jugendlichen, aber jetzt liegen dort nur ein paar Leute und sonnen sich.
Bei der Hitze ist mehr los als sonst aber nicht so viel wie an den anderen Seen, da man nicht direkt mit dem Auto an den See fahren kann. Außerdem grenzt er nicht an ein Wohngebiet wie die anderen zwei, sondern liegt etwas abseits. Grillen darf man hier anscheinend nicht. Jedenfalls habe ich hier noch nie jemanden grillen sehen.
Suchend umrunde ich den See. Ich kann es jetzt nicht abwarten ins Wasser zu kommen und trete fest in die Pedale, um an der anderen Seite, wo es meist ein wenig leerer ist, einen Platz zu finden. Nachdem ich mein Fahrrad an einen Baum gelehnt und mein Handtuch ausgerollt habe, gehe ich gleich ins Wasser. Wo es flach ist, ist es warm, später gibt es immer wieder kalte Strömungen, die ahnen lassen wie tief der See ist. Ich schwimme im großen Bogen einmal um die Badeinsel.
Als ich nachher auf meinem Handtuch sitze und mich vom warmen Wind trocknen lasse, höre ich im Schilf einen Frosch quaken. Die Sonne steht knapp über den Bäumen. Vor mir kräuselt sich das Wasser, schimmert in verschiedenen Grüntönen – und ich bin da, an meinem Lieblingsort in dieser Stadt.
Ich wünsche allen einen schönen, entspannten Sommer!
Es gibt ihn und er ist sogar in erreichbarer Nähe. Ich muss mich nur aufs Rad setzen. Am schönsten ist es an einem heißen Tag am späteren Nachmittag. Die Sonne steht schon etwas tiefer und die Luft ist nicht mehr ganz so warm. Ich radele auf von Bäumen umsäumten Straßen langsam aus der Stadt, an Schrebergärten vorbei, über stark befahrene Kreuzungen und schließlich durch ein großes Wohnviertel, in dem ich früher mal gewohnt habe. Langsam lässt der Verkehr nach. Spätestens nachdem ich das große Bahngelände überfahren habe, bin ich nicht mehr richtig in der Stadt, aber auch noch nicht auf dem Land. Ich fahre durch ein grünes Schutzgebiet, danach sind die Häuser noch mehrstöckig, aber deutlich kleiner. Es gibt mehr Gärten, mehr Bäume. Dann kommt der erste See.
Er ist nicht sehr groß und ich kenne ihn gut. Als die Kinder klein waren und ich nicht so weit mit ihnen gehen konnte, bin ich oft dort gewesen. Der Parkplatz am See ist jetzt voll. Es riecht mehr oder weniger lecker nach Gegrilltem. Durch die Büsche am Radweg kann ich Jungen Fußball spielen und Erwachsene auf Klappstühlen sitzen sehen. Ein Mädchen steht im seichten Wasser mit einem roten Plastikeimer in der Hand.
Ich lasse den See rechts liegen, fahre an einem Skatepark vorbei und in einen Stadtteil hinein, der mehr Dorf als Stadt ist. Links stehen große Bauernhöfe. Sie erinnern mich an die Bauernhöfe meiner Kindheit. Diese Höfe sind jedoch viel größer. Ich radele weiter: an mehreren kleinen Läden vorbei, an zwei großen Lokalen, an einem Denkmal für Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. Hier könnte ich abbiegen zu einem anderen See.
Aber ich habe keine Lust, obwohl ich diesen See mag. Es ist der See, zu dem ich frühmorgens mit meiner älteren Tochter gefahren bin, um einen Sonnenaufgang zu erleben. (Wir waren beide enttäuscht. Am Meer war es viel eindrucksvoller.) Es ist der See, in dem ich vor kurzem erst abends mit einer Freundin geschwommen bin. Ihr ging viel im Kopf herum. In der Dämmerung mit dem Blick aufs Wasser fiel es ihr leichter davon zu erzählen. Während wir uns unterhielten, hörten wir Leute rhythmisch klatschen und ab und zu Kinder singen. Am Ufer gegenüber loderten Grillfeuer und dichte, graue Qualmwolken zogen durch das Laub der Bäume nach oben. Hinter uns zirpten Grillen. Ich mag diesen See, aber ich will weiter.
Ich kreuze die letzte stark befahrene Straße und ab jetzt treffe ich nur noch selten auf ein Auto. Ich radele an einem winzigen Bach entlang, an einer Reihe großer alter Weiden. Nachdem ich unter einer Brücke hindurchgefahren bin, bin ich auf dem Land. Links von mir gibt es nur noch Bauernhöfe und einzelne Familienhäuser, rechts sind Felder. Getreide und Kartoffeln. Der Weizen wird gerade abgeerntet. Auf manchen Feldern stehen nur noch goldgelbe Stoppeln. Ich spüre den warmen Wind auf meinem Gesicht und fahre nun zwischen Feldern entlang bis zu einem kleinen Fluss. Nach der kleinen Brücke dürfen keine Autos mehr fahren. Dafür kommen mir immer wieder Radler entgegen. Sie haben eingerollte Handtücher auf dem Gepäckträger, fahren nebeneinander und unterhalten sich. Rechts neben mir steht der Mais höher als ich ihn hier jemals gesehen habe. Ich radele schneller, denn ich weiß, ich bin gleich da. Nur noch die kleine Anhöhe hoch und dann nach links abbiegen. Da liegt er. Mein Lieblingssee. Er ist nicht groß, aber sein weißer Sand lässt das Wasser türkisblau leuchten. Während der Sommermonate gibt es in der Mitte eine kleine Badeinsel. Manchmal ist sie rappelvoll mit Kindern und Jugendlichen, aber jetzt liegen dort nur ein paar Leute und sonnen sich.
Bei der Hitze ist mehr los als sonst aber nicht so viel wie an den anderen Seen, da man nicht direkt mit dem Auto an den See fahren kann. Außerdem grenzt er nicht an ein Wohngebiet wie die anderen zwei, sondern liegt etwas abseits. Grillen darf man hier anscheinend nicht. Jedenfalls habe ich hier noch nie jemanden grillen sehen.
Suchend umrunde ich den See. Ich kann es jetzt nicht abwarten ins Wasser zu kommen und trete fest in die Pedale, um an der anderen Seite, wo es meist ein wenig leerer ist, einen Platz zu finden. Nachdem ich mein Fahrrad an einen Baum gelehnt und mein Handtuch ausgerollt habe, gehe ich gleich ins Wasser. Wo es flach ist, ist es warm, später gibt es immer wieder kalte Strömungen, die ahnen lassen wie tief der See ist. Ich schwimme im großen Bogen einmal um die Badeinsel.
Als ich nachher auf meinem Handtuch sitze und mich vom warmen Wind trocknen lasse, höre ich im Schilf einen Frosch quaken. Die Sonne steht knapp über den Bäumen. Vor mir kräuselt sich das Wasser, schimmert in verschiedenen Grüntönen – und ich bin da, an meinem Lieblingsort in dieser Stadt.
Ich wünsche allen einen schönen, entspannten Sommer!