Hanna Yusuf: Das Kopftuch als feministisches Symbol
„Mein Hidschab hat nichts mit Unterdrückung zu tun. Er ist eine feministische Aussage.“
Ich finde dieses Video von Hanna Yusuf einen sehr spannenden und interessanten Beitrag zum Thema Kopftuch. Man spürt schnell die große Wut, die hinter ihren Worten steckt. Ein Wut, die ich nicht nur nachvollziehen kann, sondern auch sehr berechtigt finde. Leider kann ich mir auch gut vorstellen, dass in der heutigen Zeit das Tragen eines Kopftuchs eine sehr gute Waffe sein kann, um sich gegen die ständige Sexualisierung von Frauen in den Medien und im Alltag zu wehren. Aber natürlich steht diese „Waffe“ nicht allen jungen Frauen und Mädchen zur Verfügung, es sei denn sie sind willens zu konvertieren. Es muss also auch andere Wege geben sich zu wehren.
Um es ganz deutlich zu sagen, ich teile Yusufs Meinung nicht. Wenn eine Frau sich aus freien Stücken dazu entschließt, ein Kopftuch zu tragen, so muss man diese Entscheidung respektieren; einen Gesichtschleier hingegen finde ich selbstverleugnend. Das entscheidende Argument gegen das Tragen eines Kopftuchs spricht Yusuf interessanterweise im Video selber an. Das Verhüllen des Körpers an sich ist noch kein befreiender Akt. Ich würde weitergehen: Dass Verhüllen des eigenen Körpers (egal in welchen Umfang) ist kein befreiender Akt. Verhüllen bedeutet letztendlich Verstecken und etwas zu verstecken kann wiederum nie wirklich befreiend sein. Ich weigere mich auch zu akzeptieren, dass die (fast) komplette Zurschaustellung ihres Körpers für Frauen die einzig andere Alternative zum Tragen des Kopftuchs darstellt. Es gibt doch so viele Möglichkeiten sich zu kleiden, dass eine ganze Skala von „Zwischentönen“ möglich ist. Auch bei den Kopftuchtragenden Frauen gibt es große Unterschiede. Manche Kopftücher haben die Trägerinnen offensichtlich sorgfältig ausgewählt, um es farblich und vom Muster mit der restlichen Kleidung abzustimmen. Das kann sehr gut aussehen und die Attraktivität der Frau sogar erhöhen. Andere Frauen legen auf farbliche Abstimmung deutlich keinen Wert, was einen ganz anderen Gesamteindruck ergibt. Vor kurzem erst sah ich eine junge Frau mit längerem schwarzen Kopftuch und langer schwarzer Kleidung. Sie sah trotz des Buggys, den sie schob und des Ehemannes, der neben ihr lief, wie eine Nonne aus. Wenn es selbst beim Tragen eines Kopftuchs so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wie viel mehr Variationen sind da erst bei der Kleidung möglich?
Yusufs Film ist deshalb so interessant, weil sie deutlich macht, dass Frauen die Kontrolle über ihren Körper haben müssen, um wirklich emanzipiert sein zu können. Da hat sie einfach recht. Ihren Weg diese Kontrolle zu erhalten, finde ich nicht den richtigen, aber ich kann nachvollziehen, warum Mädchen und junge Frauen wie Yusuf heute diesen Weg wählen. Dieser für meine Begriffe radikale Schritt sagt viel über die Rolle der Frau in unserer westlichen Gesellschaft aus und sehr attraktiv ist das Bild nicht, das Hanna Yusuf da entwirft: Kleiderständer, Sexsymbol, Einkaufssüchtige. Sind wir wirklich so? Oder ist Frau Yusuf da vielleicht selbst einem Stereotyp erlegen?
P.S.: Ich habe eben mit Bestürzung gelesen, dass Hanna Yusuf mit nur 27 Jahren verstorben ist. Ich nehme als Tribut an sie diesen kurzen Text hiermit wieder in die Webseite auf.
Copyright (c) Sylvia Bolton 2014 All Rights Reserved
Ich finde dieses Video von Hanna Yusuf einen sehr spannenden und interessanten Beitrag zum Thema Kopftuch. Man spürt schnell die große Wut, die hinter ihren Worten steckt. Ein Wut, die ich nicht nur nachvollziehen kann, sondern auch sehr berechtigt finde. Leider kann ich mir auch gut vorstellen, dass in der heutigen Zeit das Tragen eines Kopftuchs eine sehr gute Waffe sein kann, um sich gegen die ständige Sexualisierung von Frauen in den Medien und im Alltag zu wehren. Aber natürlich steht diese „Waffe“ nicht allen jungen Frauen und Mädchen zur Verfügung, es sei denn sie sind willens zu konvertieren. Es muss also auch andere Wege geben sich zu wehren.
Um es ganz deutlich zu sagen, ich teile Yusufs Meinung nicht. Wenn eine Frau sich aus freien Stücken dazu entschließt, ein Kopftuch zu tragen, so muss man diese Entscheidung respektieren; einen Gesichtschleier hingegen finde ich selbstverleugnend. Das entscheidende Argument gegen das Tragen eines Kopftuchs spricht Yusuf interessanterweise im Video selber an. Das Verhüllen des Körpers an sich ist noch kein befreiender Akt. Ich würde weitergehen: Dass Verhüllen des eigenen Körpers (egal in welchen Umfang) ist kein befreiender Akt. Verhüllen bedeutet letztendlich Verstecken und etwas zu verstecken kann wiederum nie wirklich befreiend sein. Ich weigere mich auch zu akzeptieren, dass die (fast) komplette Zurschaustellung ihres Körpers für Frauen die einzig andere Alternative zum Tragen des Kopftuchs darstellt. Es gibt doch so viele Möglichkeiten sich zu kleiden, dass eine ganze Skala von „Zwischentönen“ möglich ist. Auch bei den Kopftuchtragenden Frauen gibt es große Unterschiede. Manche Kopftücher haben die Trägerinnen offensichtlich sorgfältig ausgewählt, um es farblich und vom Muster mit der restlichen Kleidung abzustimmen. Das kann sehr gut aussehen und die Attraktivität der Frau sogar erhöhen. Andere Frauen legen auf farbliche Abstimmung deutlich keinen Wert, was einen ganz anderen Gesamteindruck ergibt. Vor kurzem erst sah ich eine junge Frau mit längerem schwarzen Kopftuch und langer schwarzer Kleidung. Sie sah trotz des Buggys, den sie schob und des Ehemannes, der neben ihr lief, wie eine Nonne aus. Wenn es selbst beim Tragen eines Kopftuchs so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wie viel mehr Variationen sind da erst bei der Kleidung möglich?
Yusufs Film ist deshalb so interessant, weil sie deutlich macht, dass Frauen die Kontrolle über ihren Körper haben müssen, um wirklich emanzipiert sein zu können. Da hat sie einfach recht. Ihren Weg diese Kontrolle zu erhalten, finde ich nicht den richtigen, aber ich kann nachvollziehen, warum Mädchen und junge Frauen wie Yusuf heute diesen Weg wählen. Dieser für meine Begriffe radikale Schritt sagt viel über die Rolle der Frau in unserer westlichen Gesellschaft aus und sehr attraktiv ist das Bild nicht, das Hanna Yusuf da entwirft: Kleiderständer, Sexsymbol, Einkaufssüchtige. Sind wir wirklich so? Oder ist Frau Yusuf da vielleicht selbst einem Stereotyp erlegen?
P.S.: Ich habe eben mit Bestürzung gelesen, dass Hanna Yusuf mit nur 27 Jahren verstorben ist. Ich nehme als Tribut an sie diesen kurzen Text hiermit wieder in die Webseite auf.
Copyright (c) Sylvia Bolton 2014 All Rights Reserved